Vor- und Frühgeschichte
Die ältesten archäologischen Fundstücke auf Wewelsburger Gebiet stammen aus der Zeit des Mesolithikums, reichen aber nicht aus, um eine menschliche Siedlung zu belegen. In der Nähe des Gutes Böddeken befand sich eine Höhensiedlung der Rössener Kultur aus dem Mittelneolithikum. Aus dem Jungneolithikum fanden sich 1985 zwei Galeriegräber, von denen eines (Galeriegrab Wewelsburg I) der Zeit Wartberg-Kultur zugeordnet werden kann, wenngleich es möglich ist, dass es von Menschen der Trichterbecherkultur errichtet wurde. Die Grabkammer dieses Grabes war 16,2×2,1×1,2 m groß und aus heimischem Kalkstein errichtet worden. Das Grab enthielt 85 menschliche Schädel, außerdem Waffen, Schmuck, Knochen- und Steingeräte. Im Umfeld der beiden Gräber fanden sich weitere Fundstücke aus der gleichen Zeit, eine Siedlung konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.
Südöstlich von Böddeken wurde bei archäologischen Untersuchungen der Grundriss eines Hauses aus der Eisenzeit freigelegt, bei dem sich sowohl vorrömische als auch römische Artefakte fanden.
Mittelalter
Wewelsburg gehörte im Mittelalter zum „Almegau“ (pago Almunga), welcher zum einen den gesamten Flussverlauf der Alme, zum anderen diverse Orte bis hin zu Wünnenberg, Fürstenberg, Blankenrode und Dalheim umfasste, aber kein geschlossener Herrschaftsraum war. Auf dem Bergsporn über dem Almetal, dem heutigen Standort der Wewelsburg, ist wahrscheinlich zuerst zum Schutz vor den Einfällen der Ungarn im 10. Jahrhundert eine Wehranlage errichtet worden. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1123: Annalista Saxo berichtet von einer Anlage namens „Wifilesburg“, welche vom Grafen Friedrich von Arnsberg wiederaufgebaut worden sei. Friedrich hatte die Burg zu einer Zwingburg umgebaut. Nachdem Friedrich 1124 starb, wurde die Burganlage von Bauern aus den umliegenden Dörfern wieder zerstört.
Auf dem heutigen Wewelsburger Gebiet befanden sich im Mittelalter mehrere Siedlungen, die zwischenzeitlich oder dauerhaft wüst gefallen sind. Deren älteste war Altenböddeken, das in einer Urkunde von 1191 erwähnt wird und 1449 vollständig wüst gefallen war. Der in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zuerst erwähnte und später verlassene Ort Graffeln ist durch archäologische Funde bereits im 11. oder 12. Jahrhundert nachzuweisen. Bei einer heute noch sichtbaren Kirchenruine auf dem Kerkberg (plattd. „Kirchenberg“) in Böddeken befand sich ebenfalls eine Siedlung, welche 1278 erstmals erwähnt wurde und 1408 wüst gefallen war. Im 14. Jahrhundert wurde ein Ort namens Tedenklo erwähnt, welcher zwischen 1381 und 1449 wüst fiel, bislang aber nicht lokalisiert werden konnte.
Die im Mittelalter vorherrschenden Siedlungsformen waren zunächst Einzelsiedlungen, insbesondere in neu erschlossenen Gebieten, sodann Hofgruppen-/Verbundsiedlungen als Vorläufer der Dorfsiedlungen. Schließlich bildeten sich Großhofanlagen (Villikationen).
Im Hochmittelalter unterlag der Wewelsburger Raum verschiedenen Herrschaften: Im März 1021 erhielt Bischof Meinwerk von Paderborn dort eine Grafschaft „unterhalb der Wewelsburg“, deren Einnahmen zur Erneuerung des Paderborner Domes verwendet wurden. Im 13. Jahrhundert hat ein Gotwino de Graffen Grundbesitz in Graffeln. Seit Anfang des 14. Jahrhunderts teilten sich die Edelherren von Büren, welche sich ab 1309 auch „von Wewelsburg“ nennen, und die Herren von Brenken die Herrschaft im Almegau, verpfändeten das Land aber immer wieder in Teilen u. a. an den Bischof von Paderborn, welcher das Land wiederum an verschiedene Ritter verlehnte. Ebenso teilten die Familien von Brenken und von Büren-Wewelsburg das Land immer wieder untereinander auf.
Die Ersterwähnung eines Dorfes namens Wewelsburg ist für das Jahr 1354 nachgewiesen.
837, kurz nach der Translation der Reliquien des Heiligen Liborius von Le Mans nach Paderborn, gründete der heilige Meinolf, Archidiakon des Hochstifts Paderborn, das Kanonissenstift Böddeken im Osten der heutigen Ortschaft Wewelsburg. Dort verstarb er am 5. Oktober 857. Das Kanonissenstift Böddeken lag Ende des 14. Jahrhunderts völlig danieder. Daraufhin wurde das Kloster 1408/09 erfolgreich reformiert: Im Auftrag und mit Unterstützung Wilhelm von Bergs, Elekt des Hochstifts Paderborn, übertrug Gobelin Person das Stift Augustinerchorherren aus dem niederländischen Zwolle. Danach errang es überregionale Bedeutung.
Frühe Neuzeit
1588/1589 fiel die Wewelsburg durch Pfandeinlösung an das Hochstift Paderborn zurück, und wurde fürstbischöfliche Nebenresidenz. 1603–1609 ließ Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg die Gebäude in ihrem bis heute erhaltenen Grundriss als regelmäßige Dreiflügelanlage mit Ecktürmen ausbauen.
Wewelsburg war Sitz eines landesherrlichen Amtes (Drostei), welchem Mitte des 17. Jahrhunderts die Orte Wewelsburg, Ahden, Oberntudorf, Niederntudorf, Haaren und Helmern angehörten.
Im Dreißigjährigen Krieg wurden Burg und Ort wiederholt besetzt. 1646 erstürmten schwedische Truppen die Burg, die gesamte Anlage brannte. 1650–1660 wurde die Burg nur äußerlich wiederhergestellt. Durch die Zerstörungen verlor sie ihre Bedeutung als fürstbischöfliche Nebenresidenz. Sie blieb allerdings Sitz der Amtsverwaltung, welche durch einen adligen Drosten, zumeist vertreten durch einen Rentmeister, ausgeübt wurde.D Die Rentmeister waren Mitglieder führender bürgerlicher Familien des Hochstifts. Zur Amtsverwaltung gehörten außerdem ein Hausdiener in der Burg, ein oder zwei Holzförster sowie sechs Richter für die umliegenden Dörfer (die höhere Gerichtsbarkeit übte ein vom Drosten ernannter Adliger aus, ebenfalls hielt der Droste zusammen mit den Dorfrichtern Gericht). 1668/69 erhielt der Droste 100 Reichstaler jährlich, der Rentmeister 50 Taler, die Richter 13 Schillinge (Wewelsburg und Niederntudorf) bzw. 4 Taler (Ahden und Haaren).
1631 fanden in Wewelsburg zwei Hexenprozesse statt, wobei die peinliche Befragung jeweils im Verhörraum der Burg, im Volksmund seitdem als Hexenkeller bezeichnet, durchgeführt wurde. Außerdem verstarb hier im Jahre 1657 ein Mann, dem vorgeworfen wurde, ein Werwolf zu sein.
In einem Protokoll von 1710 sind für Wewelsburg 119 Personen, die Land bewirtschaften, festgehalten, von denen 103 in Wewelsburg selbst ansässig waren. Zur Burg gehörten ca. 517 Morgen Land, deren größter Teil aber verpachtet war. 1672 wurde ein Kataster aufgenommen, welches für Wewelsburg 1431 Morgen Ackerland, 12 Morgen Höfe und 3 Morgen Wiese verzeichnete. 1660 gab es in Wewelsburg 58 Bauern, von denen nur neun Ländereien einer Größe von mehr als 50 Morgen bewirtschafteten.
19. Jahrhundert: Säkularisation
Im Februar 1802 ereigneten sich im Dorf zwei Brandkatastrophen, von denen 32 Gebäude – darunter die örtliche Schule – betroffen waren und durch die fast 150 Personen obdachlos wurden. Der Wiederaufbau wurde in Teilen von der Brandversicherung des Fürstbistums Paderborn und durch die Hilfe des Klosters Böddeken in Form von Bauholzlieferungen ermöglicht.
Am 23. Mai 1802 wurde durch Abkommen zwischen Preußen und Frankreich die Säkularisation des Fürstbistums Paderborn beschlossen und dieses als „Erbfürstentum“ dem preußischen Staat einverleibt. Dies wurde im folgenden Jahr durch den Reichsdeputationshauptschluss bestätigt. So fielen die Wewelsburg und das Kloster Böddeken in preußischen Staatsbesitz. Mit dem Ende der staatlichen Selbständigkeit des Fürstbistums Paderborn verlor die Wewelsburg ihre Funktion als Residenz und als Gericht. Kurz darauf erfolgte die Aufhebung des Klosters Böddeken; der bisher von dort gestellte Wewelsburger Priester wurde fortan vom preußischen Staat bezahlt. In Wewelsburg gab es im Jahre 1804 56 schulpflichtige Jungen und 46 Mädchen. 1805 wurden 101 Feuerstellen und 612 Einwohner festgestellt.
Infolge der preußischen Niederlage bei Jena und Auerstedt geriet das ehemalige Fürstbistum Paderborn 1806 unter französische Herrschaft. Ab 1807 bis 1813 war Wewelsburg Teil des Königreichs Westphalen, Departement Fulda, Distrikt Paderborn, Canton Büren. Die Wewelsburger Einwohner waren zur Entrichtung hoher Steuern verpflichtet, die der vormalige fürstbischöfliche Rentmeister, nunmehr „Kreis- und Domänen-Receveur“, gegenüber seinen vorgesetzten Stellen unter Hinweis auf Missernten und hohe Marktpreise auf ein niedrigeres Maß zu senken ersuchte. Außerdem waren die Wewelsburger Einwohner wehrpflichtig, einige von ihnen fielen in den napoleonischen Feldzügen.
Nachdem das Königreich Westphalen 1813 infolge der Niederlage Napoleons aufgelöst wurde, kam Wewelsburg erneut unter preußische Verwaltung und wurde der 1815 gegründeten Provinz Westfalen eingegliedert. Im gleichen Jahr wurde der Nordturm der Wewelsburg durch einen Blitzschlag zerstört. Durch Erlass der Königlichen Regierung in Minden wurde Wewelsburg Teil des 1816 gegründeten Kreis Büren. 1841 wurde die bislang schon praktizierte Untergliederung des Kreises in Ämter abgesegnet, nach der Wewelsburg Teil des Amtes Büren (davor Canton Büren) wurde.
1854 wurde im Ortsteil Altenböddeken, auf der Grenze zur Nachbargemeinde Haaren, ein evangelischer Friedhof für die vornehmlich protestantischen Arbeiter der dort gelegenen Glasfabrik, die im Jahr 1807 gegründet worden war, eingerichtet. Da die meisten Friedhöfe im Erzbistum Paderborn der katholischen Bevölkerung vorbehalten waren, wurden hier bis 1928 immer wieder Verstorbene protestantischen Bekenntnisses aus dem gesamten Umkreis beerdigt. Im Januar 2008 wurde bekannt, dass die evangelische Kirchengemeinde Büren in Zusammenarbeit mit einem örtlichen Bestattungsunternehmer hier die Einrichtung eines Friedwaldes plant. Im September 2008 wurde der Friedhof feierlich neu geweiht.
1905 erhielt Wewelsburg mit der Einrichtung des Almetalzentralwasserwerkes eine zentrale Wasserversorgung.
20. Jahrhundert: NS-Terror, Gedenken und Eingemeindungen
1924 erwarb der Kreis Büren die Wewelsburg und baute sie zu einer Wanderherberge mit Veranstaltungssaal und Heimatmuseum aus.
Nachdem Heinrich Himmler 1934 die Wewelsburg für 100 Jahre vom Landkreis mietete, wurde sie zu einer Kult- und Terrorstätte der SS. Für das dem Dorf benachbarte, für Aus- und Umbau der Wewelsburg angelegte KZ Niederhagen bestand zwischenzeitlich ein eigenes Standesamt für die Todesfälle der Häftlinge. 1945 versuchte die SS auf Befehl Hitlers die Burg zu sprengen und setzte damit die gesamte Anlage in Brand. Die Außenmauern mit Ausnahme des Nordturmes blieben jedoch weitestgehend erhalten.
Der Wiederaufbau der Wewelsburg erfolgte bereits 1948/49; der Nordturm folgte erst 1973-1975. Ab 1950 war sie wieder Jugendherberge und Sitz des Heimatmuseums des Kreises Büren, seit 1975 des Kreises Paderborn.
Vor dem 1. Januar 1975 gehörte die damalige Gemeinde Wewelsburg zum Amt Büren-Land im Kreis Büren. Mit Inkrafttreten des Sauerland-Paderborn-Gesetzes wurden am selben Tag die elf Gemeinden des Amtes Büren, die 1969 in Vorgriff auf die kommunale Gebietsreform mit der Stadt Büren eine Verwaltungsgemeinschaft gebildet hatten, mit der bisherigen Stadt Büren zur neuen Stadt Büren (Westfalen) zusammengeschlossen und kamen mit dieser zum Kreis Paderborn. Rechtsnachfolgerin des aufgelösten Amtes Büren und der Gemeinde Wewelsburg ist die Stadt Büren (Westfalen).
Quelle: wikipedia.de
Wer noch mehr von Wewelsburg wissen will, dem sei die Chronik „Wewelsburg – Geschichte eines Burgdorfes“ von 2012 empfohlen. ISBN: 978-3-00-038285-7